Newsletter April 2014
 

Liebe Kunyumba Interessenten,

Von Mitte April bis Anfang Mai sind Vera, Diethelm und ich gemeinsam nach Malawi gereist.

Kunyumba geht es sehr gut und es wächst weiter. Es sind zurzeit 25 Kinder in der Einrichtung, und es wurde ein neuer Mitarbeiter eingestellt. Michael hat sich sehr gut in das Team integriert und unterstützt vor allem Kingless bei der Körperpflege unserer Kinder. In Malawi ist es kulturell üblich, dass ab der Pubertät die Jugendlichen von Menschen desselben Geschlechts  gepflegt werden. Michael kümmert sich somit vor allem um die Jungen, was von den Angehörigen sehr positiv aufgenommen wurde.

Der schöne Garten, der im letzten Jahr während Maaikes Besuch angelegt wurde, ist durch die gute Regenzeit von Dezember bis Ende März stark gewachsen. Auf dem hinteren Teil unseres Grundstücks, wo sich bislang nur Sand befand, hat jedes Kind und jeder Mitarbeiter einen eigenen Baum gepflanzt und mit seinen Namen versehen.

Nach einer sehr herzlichen Begrüßung ging es für uns schnell an die Arbeit. Diethelm überprüfte den gesundheitlichen Zustand aller Kinder. Ein wichtiges Thema war vor allem die Schwangerschaft Ulitas, die Ende Mai eine gesunde Tochter namens Rita zur Welt brachte. Ulita ist die kleine Schwester von Joyce und wurde im Alter von 12 Jahren aufgrund von sexuellem Missbrauch schwanger. Rita ist nun die jüngste Kunyumbianerin und wird vom Verein versorgt, sodass Ulita zukünftig wieder zur Schule gehen kann.

Ebenfalls sind wir nach Blantyre zum Beitcure Hospital gefahren, um eine Orthopädieklinik zu besuchen, die von freiwilligen internationalen Ärzten geleitet wird und kostenlose Operationen für Kinder durchführt. Unser Ziel ist es in Zusammenarbeit mit den Ärzten eine Lösung für Chifundos Hüften zu finden. Seit ihrer Geburt sind Ihre Hüftkugeln nicht mit ihren Pfannen verbunden. Das Laufen stellt somit eine schmerzvolle Herausforderung dar, was zurzeit auch nur unter Einsatz von Schmerzmitteln möglich ist. Ihre Fehlstellung scheint so kompliziert zu sein, dass die Ärzte aktuell von einer Operation in Malawi absehen. Stattdessen stellt sich die Frage, ob solch eine Operation eventuell hier in Deutschland möglich wäre; Diethelm hat in dieser Angelegenheit schon die ersten Kontakte mit Kölner Ärzten geknüpft.

Ein diesjähriges Highlight war unser Jahresausflug, den wir mit der großzügigen Unterstützung der Safari Beach Lodge an einem wunderschönen Strand in Senga Bay verbrachten. Alle Teilnehmer hatten großen Spaß und genossen die Zeit vor der  traumhaften Kulisse.

Da im Mai 2014 die Präsidentschaftswahlen stattfanden, wurde auch in Senga Bay kräftig Wahlkampf betrieben. Überall hingen Wahlbanner der Kandidaten, und regelmäßig fuhren LKWs vorbei, die mit Lautsprechern ausgestattet die Lieder und Reden der Kandidaten hoch und runter spielten. Es zeichnete sich bereits vor den Wahlen ein Machtwechsel ab, da viele Menschen mit der (nicht gewählten) Nachfolgerin des Präsidenten Bingu wa Mutharika, Joyce Banda, unzufrieden waren.

In ihre Amtsperiode fallen zudem die starke Abwertung des Malawi Kwachas gegenüber des Euros, sowie ein aufgedeckter Korruptionsskandal, der als die sogenannte Cashgate Affäre in die Geschichte einging: Über Jahre hinweg wurden Regierungsaufträge (Straßenbau, Medikamentenversorgung usw.) bezahlt, die aber niemals durchgeführt wurden. Stattdessen teilten sich Beamte und Unternehmer das Geld untereinander auf, natürlich zu Lasten des Steuerzahlers. Dieser Skandal hatte seine Wurzeln lange vor der Präsidentschaft von Joyce Banda. Da SIE es jedoch war, die den Skandal öffentlich machte, wurde dieser unweigerlich von den Wählern mit ihrer Person assoziiert.

Die Abwertung des Kwachas, dessen Wechselkurs unter Bingu wa Mutharika zu Lasten der Wirtschaft noch fixiert wurde, führte dazu, dass Güter wie Medikamente und Benzin zwar verfügbar, jedoch aufgrund der unveränderten Gehälter für noch weniger Menschen erschwinglich waren. Kostete der Liter Benzin 2008 ungefähr 200 Kwacha (1€) , so bezahlten wir jetzt im Mai 860 Kwacha  (1,60 €). Der Preisanstieg beträgt in Euro ca. 60%, in Malawi Kwacha jedoch mehr als das Vierfache.

Die Wahlen verliefen friedlich, waren aber von massiver Wahlfälschung begleitet. Letztendlich triumphierte Peter Mutharika, der Bruder des verstorbenen Bingu wa Mutharikas, der zum fünften Präsidenten seit der Unabhängigkeit Malawis in 1964 gewählt wurde. Es ist unmöglich zu bestimmen, inwiefern der Wahlbetrug, der wohl von Seiten der Opposition! ausging, das Endergebnis beeinflusst hat. Nichtsdestotrotz erkannte Joyce Banda ihre Niederlage an und ebnete den Weg für einen ruhigen Regierungs- und Machtwechsel in Malawi. Peter Mutharika steht nun vor der enormen Herausforderung den Korruptionsskandal aufzuarbeiten und die Lebenssituation der Malawier nach zwei wirtschaftlich schlechten Jahren zu verbessern.

Die nächsten Neuigkeiten wird es ab August von Ute geben, die Kunyumba im Juli besuchen wird.

Viele Grüße und Zikomo kwambiri (vielen Dank)

Marian


Kunyumba e.V.
Am Beethovenpark 40
D-50935 Köln