Newsletter May 2017
 

Mtima, ohne dich ist Kunyumba nicht mehr dasselbe; deine ansteckende Fröhlichkeit hat hier immer eine so positive Amosphäre verbreitet.

Auch im Dorf spricht man immer noch von dir.

Nun sitzen hier – ganz neugierig, aber auch schüchtern - 2 neue Geschwisterkinder am Tisch: Sakina, sie ist 3 und Bubakari, er ist fast 2 Jahre alt. Noch fürchten sie sich ein wenig vor Sofie, unserer Hündin, und sobald sie sich ihnen nähert, sehe ich Sakina schützend ihre Arme um den kleinen Bruder legen.

Beide sind durch Vergewaltigung der geistig behinderten Mutter entstanden, die jedes Mal nach der Geburt ihr Kind mit einem Messer töten wollte. Trotz  anfänglicher Versprechungen der Verwandtschaft, sich gemeinsam um die Kinder zu kümmern, lastete dann schließlich doch die ganze Verantwortung auf den Schultern einer Tante, die selber 3 Kinder hat, und die mit dem dürftigen Einkommen des Ehemanns – er ist Fischer – kaum ihre eigenen Kinder satt bekommt.

 

Mit Hawa und ihrer geistig behinderten Tochter wartet schon bei Ankunft ein ungelöstes Problem auf uns. Wir wissen, dass Hawa schon seit vielen Wochen ihre Tochter Zainab nicht mehr zu Kunyumba bringt. Sie hat endlich einen guten Job gefunden, und das allmorgendliche Bringen ihrer Tochter und Abholen am Spätnachmittag ist ihr scheinbar nicht mehr möglich. Mit der Ausnahme einer kleinen Unterbrechung in der Mittagspause lässt sie ihr Kind, eingesperrt in ihrem dunklen Haus, den ganzen Tag allein.

Wir haben viel Verständnis für Hawa und ihre ausweglose Situation. Sie ist jung und sehr schön und natürlich auch nicht bereit ihr komplettes Leben ihrer behinderten Tochter zu opfern.

Es bedarf einiger Gespräche zwischen der Mutter und Marlise (und  Peter als Übersetzer) bis eine gute Lösung gefunden wird:

Hawa verspricht, nur noch kleinen Tätigkeiten nachzugehen, um ihre Tochter wieder regelmäßig zu Kunyumba bringen zu können und zum Ausgleich bekommt sie von Marlise 2 Ziegen geschenkt plus einen kleinen wöchentlichen Unterhalt bis die Zicken ihre ersten Jungen geworfen haben.

 

Während ich schreibe sehe ich die kleine Rita hier herumflitzen. Es ist herrlich, dieses kesse, selbstbewusste Persönchen zu beobachten: So klein sie auch noch ist, hat sie sich doch schon eine gesunde Ellenbogenmentalität angeeignet, um sich gegen die Größeren zu behaupten. Ulita ist noch zu jung, um für Rita ganz in ihrer Mutterrolle aufzugehen, aber sie gibt ihr Bestes, will auch noch ihren Schulabschluss machen und ist froh, dass sie und ihre Tochter gut aufgehoben sind in Kunyumba.

 

Hoffentlich können wir noch eine Weile hier an diesem Standort bleiben bis wir unser eigenes Kunyumba-Haus gebaut haben. Erst letztes Wochenende  kam wieder unangemeldet eine Gruppe potentieller Käufer vorbei, denen Peter das Grundstück zeigen musste. Aber nach so vielen Jahren Afrika-Erfahrung haben auch wir uns schon ein wenig malawische Gelassenheit angeeignet.

 

Vera Kleinstoll


Kunyumba e.V.
Am Beethovenpark 40
D-50935 Köln