Newsletter Juni 2016
 

Liebe LeserInnen,

diesmal könnt ihr einen Blick in mein Tagebuch werfen, in das ich während meines Aufenthaltes in Malawi regelmäßig geschrieben habe…

 

17.06.2016

Seit drei Wochen bin ich wieder in Malawi und meine Freude über das Kunyumba-Projekt ist riesengroß…

Für mich ist es nach nunmehr sechs Jahren regelmäßiger Besuche auch immer ein Stück nach Hause kommen zu Menschen, die einen unvoreingenommen herzlich und mit viel Gesang aufnehmen. Und während ich diese Zeilen schreibe, habe ich das Rauschen der Wellen vom nahen Malawisee, auf den ich von der Terrasse einen Blick werfen kann, im Ohr.

Es ist „Winter“ in Malawi, angenehme 25 Grad warm, die Nächte sind kühl und stürmisch. Mitten in der Nacht weckt mich der Gesang aus der benachbarten Moschee – es ist Ramadan und bevor es hell wird, heißt es für die Muslime im Land noch etwas zu essen und dann in den Tag zu starten. Außerdem höre ich nachts das Stimmengewirr aus dem Fischerdorf, besonders nach einem guten Fang und das Zirpen der Grillen und das Sirren der Moskitos…

Mein Tag beginnt etwas später, um 7:30 Uhr mit einem Frühstück auf der Terrasse mit Blick auf diesen scheinbar unendlich großen blauen See.

Maaike und Fred, die ein großartiges Anschlussprojekt für die älteren Kunyumba“kinder“ planen, waren bis gestern auch hier und so verbrachten wir die Tage mehr oder weniger gemeinsam mit Visionen, Planungen und konkreten Vorbereitungen.

Ich erledige einige organisatorische Angelegenheiten für Kunyumba und unterbreche dies immer wieder für den intensiven Kontakt mit den Kindern. Mittlerweile ist die Schar auf 33 angewachsen, alle äußerst liebenswert und sooo dankbar. Die Freude über das mitgebrachte Kinderkochgeschirr von IKEA ist riesig, täglich wird damit gespielt und am Nachmittag alles sorgfältig gespült – dies und die DUPLO-Steine sind der absolute Renner hier; die Jüngsten (6 Monate) und die „Großen“ (Bia ist mit 24 Jahren die Älteste) lieben es zu bauen, nach Farben zu sortieren oder die Bauklötze ausgiebig mit Speichel einzusabbern – und das täglich, ohne dessen überdrüssig zu werden.

Die Gemeinschaft hier ist einzigartig, mit oder ohne Handicap, alle sind aufeinander bezogen und machen einen glücklichen Eindruck. Trotzdem mache ich mir um drei Kinder gerade besonders Sorge: Sainab, die am liebsten hinter der Tür im Dunkeln hockt und häufig einnässt, wenn ihre Mutter sie nachmittags abholt; Patrick, der aufgrund seiner HIV-Infektion sehr krankheitsanfällig ist und häufig hoch fiebert; Mateyo, ein sehr geschwächter zwölfjähriger Junge, den wir letzte Woche aufgenommen und direkt ins Krankenhaus gebracht haben, Diagnose: Tuberkulose…

Die Vormittage sind ruhig, mit den fünf geistig am stärksten beeinträchtigten Kindern und unseren fünf „Minis“. Da die Ferien erst im Juli beginnen, kommen die Anderen gegen Mittag aus der Schule und dann wird gemeinsam gegessen. Es ist unglaublich, wie ruhig und intensiv das von statten geht – bis zu 40 Menschen, die ihr Essen sichtlich genießen. Gerade nach den Wochenenden, die die Kinder zuhause verbringen, wird mir klar, wie glücklich eine gesicherte Mahlzeit machen kann.

Die einheimischen MitarbeiterInnen machen hier einen großartigen Job und das Team ist jetzt schon über Jahre stabil, jedeR hat ihre / seine Rolle gefunden, die sie / ihn zufrieden macht.

Upps, gerade stürmt Ibu (14 Jahre) herbei, um mir einen feuchten Kuss auf die Wange zu drücken; Sofie (unser „Wachhund“) liegt zu meinen Füßen; aus der Küche dringt ein verlockender Duft nach draußen (gestampfte Süßkartoffeln gemischt mit Erdnussmehl); Evance (2,5 Jahre), Imulani (2,5 Jahre) und Rita (2 Jahre) schauen mich aus erwartungsvollen Augen an – ich freue mich darauf, gleich Zeit mit ihnen zu verbringen und ihr fröhliches Glucksen und Lachen zu hören – noch schöner als das Rauschen der Wellen…

Ute Reichl


Kunyumba e.V.
Am Beethovenpark 40
D-50935 Köln