NEWSLETTER NOVEMBER 2024

Liebe Kunyumba-Freunde,

Nach einer krankheitsbedingten Unterbrechung im letzten Jahr durften Rainer und ich dieses Jahr wieder nach Malawi reisen und das Projekt vor Ort erleben, begleiten, beraten, mitarbeiten und Eindrücke sammeln. Mittlerweile werden 40 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene versorgt, gefördert und in ihrer Einzigartigkeit angenommen. Die Altersspanne beträgt vier Monate bis 30 Jahre, mit und ohne körperliche oder geistige Handicaps, häufig mit seelischen Belastungen…und trotzdem…kaum bringt die Mutter von Atupere (2,5 Jahre)  - noch bevor die Mitarbeitenden zur Arbeit kommen -  ihre kleine Tochter ins Projekt, um selbst zeitig ihrer Arbeit nachgehen zu können- startet ein neuer Tag voller Lebensfreude, Herausforderungen, Auseinandersetzungen, Miteinander und Lernen.

Es ist bewegend zu sehen, wie toll sich die meisten Kinder entwickeln; wie sich trotz widriger Startbedingungen die Förderung durch KUNYUMBA positiv auf ihren weiteren Lebensweg auswirkt. Hier finden die meisten ein zweites oder sogar ein erstes Zuhause, das ihnen immer wieder Kontinuität, Stabilität und tägliche Versorgung bereithält. Zu den gemeinsamen Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Nachmittagssnack) sitzen alle erwartungsvoll und geduldig an den blau gestrichenen Tischen. Ebenso schätzen alle ungemein die Möglichkeit, hier auch unter hygienisch guten Bedingungen ihrer Körperpflege nachgehen zu können…für uns eine Selbstverständlichkeit…

Neben dieser essenziellen Basisversorgung – die meisten Kinder haben zuhause keine regelmäßigen bis gar keine Mahlzeiten, Körperpflege kann teilweise nur rudimentär stattfinden – sind die kleinen und großen Kinder geradezu „hungrig“ nach jedem weiteren Angebot, das im Projekt zur Förderung und Integration angeboten wird. Jeden Dienstagvormittag kommt der Physiotherapeut Mister Landan 20 km mit dem Fahrrad vorbei, um mit den Kindern mit Handicap spezielle Übungen durchzuführen. Einige Kunyumba-Mitarbeitende nehmen an den Übungsstunden teil, um das Training ätglich mit den Kindern fortzuführen. Dazu stoßen auch Mütter mit ihren kleinen Kindern aus dem Ort, um auch diese „behandeln“ zu lassen, Fragen stellen zu können, Informationen und praktische Anleitung zu bekommen. Die Atmosphäre ist trotz der teilweise unangenehmen Bewegungen für die Kinder immer sehr entspannt und konzentriert.

Der Mittwochnachmittag zählt eindeutig zu den lautesten Tageszeiten auf dem Kunyumbagelände 😊…dann kommt Derek, der Musiker, mit Gitarre auf seinem Motorrad herangerauscht und begeistert die Kinderschar mit Rhythmus, Gesang, Tänzen und sportlichen Einheiten. Alle haben Spaß, nur Bia und Ibu suchen das ruhige Weite und hören dem Treiben aus der Entfernung zu.

Ansonsten bieten auch die Mitarbeitenden vor Ort jeden Tag ein kleines Programm an (Sport, Spiele, Lesen, außerschulischer Unterricht, Gartenarbeit). Dazu kommen die Aufgaben, die in jedem Zuhause anfallen und von den älteren Kindern bereitwillig übernommen werden. Von Beginn an war es dem Verein wichtig, auch hier das Prinzip der Partizipation, Gleichbehandlung und sozialem Mit- oder Füreinander zu verankern. So sind bei der Essensvorbereitung, dem Kochen, dem Abwasch, dem Putzen, der Wäsche und dem Aufräumen alle Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beteiligt…natürlich gibt es auch hier die kleinen „Ausreißer“, die sich drücken wollen und liebevoll eingefangen werden…

Das tägliche Ernährungsprojekt von Kunyumba e. V. vor Ort, welches im Mai im wahrsten Sinne des Wortes INS LEBEN gerufen wurde, wird mittlerweile von bis zu 65 Kindern besucht. Sie kommen teilweise eine Stunde vor der Essensausgabe, sitzen geduldig im Sand oder auf dem vorsichtig sprießenden Gras und beobachten neugierig die Aktivitäten auf dem Gelände. Doch kaum sind die beiden großen Kochtöpfe mit dem hochwertigen Porridge zur Ausgabe bereit, bilden sich drängelnde Schlangen von Kindern mit ihren mitgebrachten Töpfchen, Schalen und Löffeln, die sich langsam beruhigt, denn es ist für alle genug da, häufig auch für eine zweite kleinere Portion. Beim Essen entsteht auch in dieser Notsituation eine zufriedene Stille. Übrigens lieben es die Kinder aus dem Kunyumbaprojekt vor dem Reinigen der riesigen Töpfe die angebrannten Reste herauszuschaben.

Dankbar winkend und mit einem gefüllten Bauch verlassen die Kinder aus dem Dorf nach der Mahlzeit das Gelände, außer am Tag der Geburtstagsfeier von Kunyumba; da blieben alle länger, um mit leuchtenden Augen dem selbstentworfenen Programm mit Gesang, Tanz und Modenschau 😉 zu verfolgen. Die Stimmung an dieser Feier zum 15. Geburtstag von Kunyumba Trust war überschwänglich, ansteckend und wie immer äußerst lebensfroh.

Neben all‘ dem Kunyumba-Alltag stand dieses Jahr für Rainer (dem großartigen Hobbyhandwerker) der Bau einer funktionierenden Zisternenanlage an. Das Regenwasser aus der Regenzeit soll in einer Zisterne aufgefangen werden, um den Garten in der Trockenzeit damit zu bewässern. Hierfür wurden am Managerhaus Regenrinnen angebracht und eine 5000-Liter-Tonne mit Fallrohren verbunden. Alle sind gespannt, wie das System in der Regenzeit (ab November) funktioniert…Daumen drücken!!!

Und: der selbstversorgende Aspekt scheint Früchte zu tragen: es konnte tageweise Gemüse aus dem Garten geerntet werden, die Bananen trugen reichlich Früchte, die Hühner haben ihr Hühnerhaus angenommen, legen fleißig Eier und zwei Hennen haben weitere 15 Küken großgezogen.

So freuen Rainer und ich uns schon sehr auf unsere nächste Reise 2025 in dieses kleine, großartige Projekt, das Menschen in einem unvorstellbar anderen, armen Kontext einen großen Lichtblick für eine sichere Gegenwart und eine bessere Zukunft bietet.

Herzliche Grüße und herzlichen Dank an alle Fördernde und Interessierte von KUNYUMBA

Ute Reichl


Kunyumba e.V.
Am Beethovenpark 40
D-50935 Köln